Buchcover (Quelle: Aladin Verlag)
Bild: Aladin Verlag

OHRENBÄR-Redakteurin Sonja Kessen stellt vor: - "Hab keine Angst, kleines Dunkel"

Was für ein Twist! Der tröstliche Titel, das Kind im Lichtkegel der Taschenlampe und die ängstlich schielenden Kulleraugen unterm Bett im Dämmerlicht auf dem Cover – sofort fragt man sich: Wer tröstet hier eigentlich wen? Hat etwa das Dunkel auch Angst?! Haben nicht Kinder Angst vorm Dunklen?

Spiel mit den Gegensätzen

Genau diese Gegensätze sind es, mit denen das großartige Bilderbuch spielt: Licht und Schatten, Angst vor dem Anderen und Sehnsucht nach Dazugehörigkeit. Unsere Blickrichtung geht immer frontal auf Doppelseiten mit einfachen, anschaulichen Szenen. Das Kind dient als Projektionsfläche und wird nie übertrieben emotional dargestellt. Nie erschüttert, nie verängstigt, eher neugierig mit einer Prise Angstlust stellt es sich den Situationen, in denen es dem Dunkel begegnet: Das kann sich tagsüber tief hinten in der Schublade verstecken, es kann sich in der Nacht unendlich weit ausbreiten, es hat keine Form, kommt überallhin, ist nicht fassbar und verdeckt schummrig, was im Hellen deutlich sichtbar ist.

Witz und Wärme

Das sind Aspekte, die Unbehagen bei Kindern auslösen können, die eben erst Erfahrungen sammeln und sich die Welt aneignen. Als Betrachter nehmen sie zusammen mit Autor Peter Vegas und Illustrator Benjamin Chaud das diffuse Dunkel unter die Lupe und wechseln die Perspektive. Haben sie Angst vor der Dunkelheit und vor Monstern, hat das kleine Dunkel Angst vor Licht und vor Menschen. Mit Witz und Wärme wird von dieser gegenseitigen Auseinandersetzung erzählt. Die Bilder vertiefen den Ansatz mit humorvollem Strich und gedeckten Farben. So regt das Bilderbuch die Jüngsten an, sich mit Fremdem vertraut zu machen, ein Thema zu drehen und zu wenden, genau hinzugucken und sich einzufühlen und zu bemerken, dass so manches auf Gegenseitigkeit beruht.

Hier wird eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Ängste trennen und Überwindung verbindet. Verlieren wird man eine gewisse Furcht im Dunkeln vielleicht nicht. Aber man entdeckt, was die Verbindung Schönes bewirkt: Im Dunkeln können wir in aller Ruhe die Sterne am Himmel funkeln sehen. Und das macht auch das kleine Dunkel glücklich