Buchcover mit dem Gesicht eines Kindes, darüber der Schatten eines Mannes (Quelle: Carlsen Verlag)
Bild: Carlsen Verlag

OHRENBÄR-Redakteurin Sonja Kessen stellt vor: - "Ich weiß alles über dich"

Im "Lesestoff" vom rbb Kulturradio stellt OHRENBÄR-Redakteurin Sonja Kessen regelmäßig Kinder- und Jugendbücher vor. Heute: "Ich weiß alles über dich" von Thomas Feibel, für große Geschwister ab 13 Jahren.

Ein spannender Cyber-Thriller über Datenmissbrauch und Internet-Stalking

Nina hat Angst. Fängt ihr Ex-Freund Limo etwa wieder an, sie zu stalken? Unzählige anonyme SMS gehen bei ihr ein, beunruhigend und bedrohlich, absurde Waren-Bestellungen werden in ihrem Namen getätigt, zunehmend erscheint Rufschädigendes auf Frienderline, wodurch sie fast ihre Freunde verliert, für das Hacken des Schulcomputers wird sie verantwortlich gemacht, schließlich werden sogar Fotos aus ihrem Jugendzimmer publiziert – die Schlinge um Nina und die Unantastbarkeit ihres Lebens zieht sich unbarmherzig zu.

Dicht an der Lebensrealität von Jugendlichen

Dem Berliner Journalisten und Autor Thomas Feibel, Experte in Sachen Kinder- und Jugendmedien, glückt ein spannender Cyber-Thriller. Ganz dicht schreibt er an der Lebensrealität von Jugendlichen entlang, wenn er seine Ich-Erzählerin Nina fast atemlos und auf das Wesentliche reduziert vom Zuziehen dieser Schlinge berichten lässt. Nina ist ein junges Mädchen, das voll im Leben steht. Sie ist weder onlinesüchtig noch verschrobene Einzelgängerin, sondern aktiv, lustig, sportlich, kommunikativ und realistisch. Es ist einfach Pech, dass sie nach der Stalking-Erfahrung nun in die Cyber-Stalking-Falle tappt – allerdings ein Pech, das jeden Menschen treffen kann: Willkürliches Opfer zu werden.

Datenmissbrauch kann jeden treffen

Welches Ausmaß der Missbrauch einer relativ normalen Online-Nutzung haben kann, ist erschreckend. Wie wenig Schutz es gibt, ebenfalls. Klug lässt Feibel typische elterliche Warnungen außen vor. Nina lebt bei der Großmutter, die sich nicht in Klischees à la "das Internet vergisst nie" oder "das Internet öffnet die Tür ins eigene Wohnzimmer" äußert und so eben auch jugendliche Leser nicht nervt. Sie bekommen unmittelbar vor Augen geführt, was Datenmissbrauch bedeutet. Und dass dieser durch völlig fremde Menschen stattfinden kann, die man durch die eigenen virtuellen Spuren auf sich aufmerksam gemacht hat. Es bedarf nur der technologischen Kenntnisse und krankhaft-krimineller Energie, um einem anderen das Leben zur Hölle zu machen. Das erzählt Feibel in seinem Jugendbuch nüchtern und ohne zu dramatisieren. Die Fakten, die Handlung sind dramatisch genug.