Buchcover (Quelle: Hanser Verlag)
Bild: Hanser Verlag

OHRENBÄR-Redakteurin Sonja Kessen stellt vor: - "Weltbeste kleine Schwester" von Katja Reider

Rosas Eltern trauen sich was: Sie fahren einfach mal ein Wochenende weg. Nesthäkchen Rosa und ihre großen Geschwister Johanna und Matti haben viele Pläne – und alle gehen gründlich schief. Sonst als Baby belächelt, besteht Rosa grandios neben den Großen. Und das Wochenende bringt die Familie ganz dicht zusammen. Eine lustige und liebenswerte Lektüre!

Wer diese weltbeste kleine Schwester aus dem Titel ist? Rosa, die 10jährige Ich-Erzählerin. Auf dem Cover steht sie quietschbunt zwischen den älteren Geschwistern Matti, 13, in Schwarzweiß, und Johanna, 16, in Grauschwarz. Die Kleidungsstile sind also noch kindlich bunt und schon lässig dunkel – aber so klein ist das Mädchen in der Mitte gar nicht mehr. Rosa ragt dicht an Matti heran. Damit zeigt sich unmittelbar das Thema dieses Kinderbuches: Rosa ist kein Baby mehr, sie will ihren Platz in der Familie neu behaupten. Die Großen sollen endlich aufhören, alles kritisch zu beäugen und zu kommentieren: Schmust Rosa zu viel mit Mama und Papa? Bekommt sie mal wieder das größte Kuchenstück? Ziehen die Eltern das Nesthäkchen etwa vor?!
Da kommt das nächste Wochenende wie gerufen: Zum 1. Mal fahren die Eltern allein weg, nur zwei Tage, das werden ihre Kinder schaffen. Sie ahnen nicht, dass Rosa nicht wie geplant bei ihrer Freundin übernachten kann. Und auch nicht, dass Matti die Nacht bei Freunden durchzocken und Horrorfilme gucken will, die ihm gar nicht gut bekommen. Und schon gar nicht, dass Johanna zu Hause heimlich eine Party schmeißt, um endlich ihrem Schwarm Leon näherzukommen. Aber der knutscht mit einer anderen und das Haus ist nach der Party verwüstet.
Autorin Katja Reider hat ein Händchen fürs Komödiantische – aber auch für berührende Zwischentöne, die nicht nur zu Herzen gehen, sondern die auch die Entwicklung der Figuren plausibel machen. Johanna, die den Rat ihrer Schwester sucht; Matti, der Trost bei ihr findet. Zurückgeworfen auf sich selbst und ganz ohne Korrekturen der Eltern, spüren die Geschwister plötzlich zutiefst: Sie mögen sich und können sich vollkommen aufeinander verlassen. Als die Eltern zurückkommen, ist alles aufgeräumt: das Haus und auch die Beziehung ihrer Kinder untereinander.
Hat Rosa im 1. Kapitel noch verkündet, sie sei hier bloß die kleine Schwester, beschließt sie das letzte Kapitel mit den Worten: "Ich bin hier die kleine Schwester. Und das ist gut so." Weltbeste kleine Schwester eben.