OHRENBÄR-Redakteurin Sonja Kessen stellt vor: - "Ein Jahr im Holunderweg"
Zum Jahresauftakt können sich Kinder einmal durchs ganze Jahr lesen: "Ein Jahr im Holunderweg" bietet 22 Kapitel mit Miniaturen, die am Valentinstag starten, über den 1. April, das Osterfeuer, Sommerferien auf Balkonien und die herbstliche Zeitumstellung bis in die Weihnachtszeit gehen.
Das Abenteuer des Miteinanders
So unterschiedlich die Themen der einzelnen Geschichten sind, die den sieben Vorgängern aus der Buchwelt rund um den Holunderweg entnommen wurden, alle sind reich und liebevoll von Illustratorin Verena Körting bebildert, der Erzählton ist fröhlich, der Stil klar und einfach.
Im Fokus steht nicht der Einzelne, es ist stets die Gruppe um Ida, Lennart, Ella, Malte und Bruno, die sich ins Abenteuer stürzt, das oft genug einfach das Abenteuer des Miteinanders ist. Denn die Kinder haben nicht nur das ungeheure Glück, allerbeste Freunde zu sein, sondern auch zusammen in der derselben Stadt, in derselben Straße und sogar im selben Haus zu wohnen: im Holunderweg 7.
Ensemble und Spielort sind im besten bullerbüschen Sinne ein wahrer Fundus an Erlebnissen, Erkenntnissen und Überraschungen. Gewürzt wird der Jahresablauf mit Windpocken und Kopfläusen, mit viel Gelächter und einer erfrischenden Abweichung: dem netten Hausmeister Kuse. Im Kinderbuch sind Hausmeister oft die Griesgrämigen, die alles verbieten und viel meckern. Herr Kuse aber mag Kinder, die Kinder mögen ihn und sie halten in den unterschiedlichsten Situationen fest zusammen.
Keine Rosarotfärbung der Realität
Zusammenhalt schreibt Autorin Martina Baumbach ohnehin groß: Sie erzählt ihrer jungen Leserschaft, wie schön es in der Hausgemeinschaft ist. Hier sind alle eingeschlossen und diese Zuverlässigkeit von alt und jung strahlt Stärke aus. Rosarot wird die Realität deswegen nicht gefärbt. Krisen und Konflikte stehen nur nicht im Vordergrund, sie laufen en passant als Gegebenheit mit. Es gibt die alleinerziehende Mutter mit Kleinkind oder auch die kinderlose Tante Tanne, Brunos Vater verliert zwischendurch seine Arbeit und Opa kann die Kinder partout nicht gewinnen lassen, weil er selbst so gern gewinnt. Idas Eltern verschwitzen es, Adventskalender zu besorgen, so dass Ida befürchtet, dass die Adventszeit durch diese Leerstelle einen Schluckauf bekommt. Und natürlich gibt es auch mal Streitereien unter Geschwistern oder die Abgrenzung von Mädchen und Jungen. In der Interaktion und Dynamik einer Gruppe ergeben sich Korrekturen und Perspektivwechsel von selbst: "Manchmal muss man das, worüber man sich ärgert, einfach mal ausprobieren!" heißt es.
Dieser Sammelband gelingt als Schmöker für alle Lesehungrigen ab sechs Jahren – frisch, fröhlich und facettenreich!