OHRENBÄR-Redakteurin Sonja Kessen stellt vor: - "Ist Oma noch zu retten?" von Marie Hüttner
Ob Oma noch zu retten ist? Das muss die elfjährige Pia Schneider so schnell wie möglich herausfinden. Denn sie ist ohne Eltern zur Großmutter gereist, um Sommerferienwochen bei ihr zu verbringen. Doch am Bahnhof erscheint Oma Lore nicht. Und als Pia verwundert zu ihr nach Hause stapft, ist sie auch dort nicht anzutreffen. Sie bleibt spurlos verschwunden und taucht sogar erst auf den letzten 30 der über 250 Seiten dieses Kinderkrimis auf.
Was bis dahin geschieht, ist abenteuerlich, aufregend und ganz und gar ungewöhnlich für eine Leserschaft ab 10 Jahren: Pia ist großmutterseelenallein! Aber, unerschrocken wie sie ist, ruft sie nicht ihre Eltern herbei, sondern will auf eigene Faust herausfinden, was Oma Lore widerfahren ist. Kater Schnorrer und Nachbarsjunge Pepe gesellen sich bald an ihre Seite. Der eine stützt emotional, der andere durch leckere Verpflegung und Pia selbst setzt die Sprüche ihrer Oma um: "Angst aus. Mut an" ist dabei ihr Lieblingsspruch. Genauso geht sie auch vor, als sie von Pepe die rätselhafte Vorgeschichte zum Verschwinden erfährt: Sein Onkel ist der Fahrradhändler der Kleinstadt. Kaum hat er wieder ein teures Fahrrad der Luxusmarke Matador verkauft, wird dieses dem Kunden gestohlen. Der Unmut in der Stadt ist groß! Verdächtigte Pepe zuerst Oma Lore des Diebstahls und der Hehlerei, finden die Kinder bei ihren Nachforschungen schnell heraus, dass eine kriminelle Bande am Werk ist. Sie hat sogar Oma Lore gekidnappt, weil sie den Gaunern auf die Schliche gekommen ist. Wo wird sie nur gefangen gehalten? Und können Pia und Pepe der Bande das Handwerk legen?
Autorin Marie Hüttner spielt in ihrem Kinderbuch-Debüt mit dem Kitzel, dass die Kinder das Geheimnis unbedingt allein lüften wollen. Sie observieren, analysieren, müssen auch mal lügen, klauen, verheimlichen und sogar die Polizei ausbremsen! Hier wird die Krimihandlung durch die Entwicklung ihrer Freundschaftsgeschichte vertieft. Zwischendurch zerstreiten sich Pia und Pepe sogar – aber sie werden doch ein richtig gutes Team, das falsche Fährten und Rückschläge aushält, weil es kombinieren kann und mit immer neuen Ideen auftrumpft. Schlussendlich kommt es zum fulminanten nächtlichen Showdown und die Gauner werden in einem verlassenen Gasthof mit Fischernetz, Farbe und Federn überwältigt.
So fröhlich und komisch, manchmal slapstickartig, dabei wendungsreich und unvorhersehbar dieser Krimi ist – Hüttner nimmt sich trotzdem den Raum und erzählt das Geschehen aus. Damit legt sie einen vielschichtigen Schmöker vor, der bis zur letzten Seite die Spannung hält. Und wer weiß, vielleicht trügt Pia ihr Gefühl nicht, wenn sie im letzten Satz feststellt: "Das war gerade erst der Anfang"?