Maya Luisa Wijayasiri, eine der Siegerinnen des Schreibwettbewerbs, mit grün-blauem Kleid vor einem See © Privat

6. OHRENBÄR-Schreibwettbewerb - "Lotta in der Mülltonne" (2. Platz)

Von Maya Luisa Wijayasiri

Ava Marie Luise Kubbert ging mit ihrer Mama Jessica Kubbert und ihrer kleinen Schwester Emily Aphrodite Alice Kubbert an einem wunderschönen sonnigen Tag im Park Eis am Stiel essen. Ava hatte ein Erdbeereis, wie immer.
Als Ava die Verpackung von ihrem Eis wegwerfen wollte, entdeckte sie in der Mülltonne einen kleinen, rosa, flauschigen, dreckigen Kuscheltierhasen mit glänzenden blauen Augen und nur einem einzigen Arm. Der andere Arm war abgerissen. Ava tat der Kuscheltierhase leid, sie nahm ihn vorsichtig aus der Mülltonne.
Sie wusste, dass Mama ihr nicht erlauben würde, den Kuscheltierhasen mit nach Hause zu nehmen, also nahm sie ihn heimlich in ihrer roten Tasche mit dem blauen Knopf und den acht lila Sternen mit.
Als Ava wieder zu Hause war, schlich sie sich ins Badezimmer und schloss die Tür ab, knipste das Licht an, nahm den Hasen aus ihrer Tasche, wusch ihn vorsichtig mit warmem Wasser und mangoldduftender Seife, trocknete ihn mit einem Fön und nähte ihm noch einen Arm an. Ava legte den Hasen liebevoll auf ein selbstgenähtes Kissen. Der Hase sah so gut aus wie neu.
Dann klopfte es an der Tür. Papa rief: "Ava, was machst du nur so lange? Du musst schon lange ins Bett!"
Ava antwortete: "Em, er … em … ich putz mir nur noch die Zähne ein … em … drittes Mal, um klar zu machen, dass ich … er … gesunde Zähne habe!"
Dann rief Papa nochmal: "Okay, aber beeil dich bitte!"
Ava fragte sich, wie sie den Hasen nennen sollte. Lilly, Rosalie oder vielleicht Izabella? Jolina, Charlotte oder vielleicht Alina?
Dann fand sie den perfekten Namen, ja, das war der beste Name der Welt: Lotta. Sie war sich sicher, dass auch Lotta den Namen lieben würde.
Von diesem Tag an machte Ava nichts ohne Lotta. Sie spielten Schach zusammen (da gewann Ava immer), sie spielten Verstecken zusammen (da gewann auch immer Ava) und vieles mehr (wo Ava immer gewann). Ava bastelte sogar ein kleines Bett für Lotta, mit rosa Bettdecken und dem selbstgenähten Kissen, das Ava Lotta vorhin gezeigt hatte. Sie stellte das Bett neben ihrem Bett auf.
An einem sonnigen Herbstmorgen mit wunderschönen, braunen, roten, orangenen und gelben knackigen Blättern wachte Ava auf und guckte in Lottas Bett. Aber Lotta war weg! Avas erschrockenes Gesicht verwandelte sich in ein trauriges Gesicht.
Ava ging in die Küche und schaute traurig zu, wie Emily mit Lotta Cornflakes naschte. Was hatte sie gerade gesehen? Emily und … das konnte doch nicht wahr sein! LOTTA! Es gab einen Streit zwischen den Schwestern:
"Du hast sie jeden Tag!"
"Sie gehört mir!"
"Du hast sie jeden Tag!"
"Sie gehört mir!" Und so weiter.
Endlich mischte sich Mama ein und sagte: "Ava, du hast Lotta jeden Tag, lass Emily Lotta doch bitte wenigstens eine ganze Woche haben, am Donnerstag ist ja schließlich Emilys Geburtstag und du darfst sie danach so lange, wie du willst."
"Okay", sagte Ava: "Aber wirklich nur eine klitzekleine Miniwoche."
Emily war am Montag und Dienstag sehr, sehr glücklich mit Lotta. Aber am Mittwoch guckte Ava durch das Schlüsselloch ihrer Schwester und sah zu, wie Emily und Lotta gemeinsam zu Rockmusik tanzten, Lotta auf Emilys Schulter. Dann sah sie etwas Schreckliches, etwas Grausames. Emily ließ Lotta fallen. Lotta landete auf Emilys Füßen und Emily schrie Lotta an: "Lotta du bist mir schon wieder auf die Füße gefallen."
Da öffnete Ava schnell die Tür, griff nach Lotta, rannte in ihr Zimmer und schloss ab.
Dann hörte sie Mama rufen: "Emily, komm! Emily, ich wollte ein paar Fotos von dir machen, für die Einladung zu deinem Geburtstag morgen." Dann hörte sie noch einmal Mamas Stimme. Sie rief das Sch … Wort und dann: "Ava! Gehst du bitte Batterien einkaufen?"
"Ja, Mami!", antwortete Ava.
Als Ava einkaufen war, musste sie zuerst durch die Kuscheltierabteilung, damit sie zur Batterieabteilung kam, und da entdeckte sie einen kleinen, blauen, flauschigen Hasen mit rosa Augen und beiden Armen und Füßen. Er war viel hübscher und weicher und kuscheliger als Lotta. Ava hatte eine Idee. Sie rannte wieder nach Hause, schlich sich durch die hintere Tür, schlich sich in ihr Zimmer, nahm fünf Euro von ihrem Sparschwein und schlich sich wieder zum Laden. Sie kaufte die Batterien, die Mama brauchte, und heimlich den blauen Hasen. Ava lächelte zu sich selbst, als sie den Hasen in ihrer Tasche sah. Sie sang ihr Lieblingslied, als sie nach Hause tanzte.
Ava rannte so schnell sie konnte in das Wohnzimmer, um ihr Geschenk zu verpacken. Das Verpackungspapier war orange mit roten Punkten. Sie band noch eine gelbe Schleife drum herum. Dann musste sie an Emily schnell eine Karte schreiben. Sie schrieb:
Liebe Emily! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich wünsche dir keine Albträume und dass alle deine guten Träume in Erfüllung gehen. Liebe Grüße und viel Liebe, deine Ava.
Als Ava in die Küche kam, hatte Mama schon den Kuchen auf den Tisch gestellt. Es roch nach Schokolade, und Ava wusste sofort, dass es Schokoladenkuchen mit bunten Schokolinsen war. Das war nämlich Emilys Lieblingskuchen.
Alle setzten sich um den Tisch und sangen "Happy Birthday". Dann aßen alle den köstlichen Kuchen. Avas Stück Kuchen hatte eine rote Schokolinse und zwei grüne. Emily öffnete zuerst Mamas, dann Papas Geschenk und als letztes Avas. Mama hatte Emily einen bunten Pullover geschenkt und Papa hatte Emily ein Tierausmalbuch geschenkt. Als Emily Avas Geschenk öffnete, sah sie den blauen Hasen. Emilys Augen wurden ganz groß vor Freude. Sie sagte: "Das hier ist Lotta Junior!" und umarmte Ava fest. Die ältere Schwester flüsterte zu ihrer jüngeren Schwester: "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!"

Begründung der Jury

Maya beschreibt in ihrer Geschichte die tiefe Liebe zu einem Stofftier – das Kuscheltier als echter Freund, das hat die Kinderjury begeistert. Insgesamt befand die Jury, dass Maya dicht an Themen, Sprache und Sichtweise junger Hörer bleibt. Ihre Heldin Ava entdeckt einen Kuschelhasen im Müll. Sie ist sofort von Zuneigung erfüllt, rettet den Hasen, gibt ihm einen Namen und baut sogar ein Bettchen, das sie neben ihr eigenes Bett stellt. Als die Schwester den Hasen grob behandelt, ersinnt Ava eine Konfliktlösung, die für alle gut ist. Die Autorin zeigt ein tolles Gespür dafür, Stimmungen und Gefühle auszudrücken und wagt sich fabulierfreudig an Wortneuschöpfungen: eine ‚mangoldduftende Seife‘ erweckt durch Klang und Bedeutung in einer Radiogeschichte ganz eigene, unverbrauchte Bilder in der Vorstellung der Hörer.